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Veröffentlicht am 11. September 2021

Viele Kenner der deutschen Lyrik halten Paul Celan für den bedeutendsten Poeten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Gleichwohl steht Celans Dichtung – nach wie vor – in dem Ruf, schwierig und unzugänglich, ja beinahe geheimnisvoll zu sein. Ist Celans Werk also nur ein esoterischer Gegenstand akademischer Diskussionen? Celan selbst wehrte sich gegen solche Verkürzung und forderte von seinen Lesern: Wiederholung, Vertiefung, vor allem: Aufmerksamkeit. „Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele“ – so zitiert Celan den Philosophen und Oratorianer Nicolas Malebranche und deutet damit an, dass seine Gedichte nur vor dem Hintergrund des Religiösen wirklich zu erhellen sind. Diesem Fingerzeig wollen wir anlässlich von Paul Celans 100. Geburtstag nachgehen und gemeinsam mit unseren Gästen – dem Theologen Jan-Heiner Tück aus Wien und dem Literaturwissenschaftler Markus May aus München – den religiösen Dichter Paul Celan kennenlernen.

Der abwesende Gott, die Opfer der Shoah, Spuren jüdischer Mystik und Anspielungen auf die Passion des Gekreuzigten werden dabei ebenso im Zentrum stehen wie Celans Auseinandersetzung mit dem Judentum und seiner jüdischen Identität. Aber nicht nur das: Unter Anleitung des Sprecherziehers Marcus Boshkow rezitieren die beiden Schauspielerinnen Nora Buzalka und Elna Lindgens einschlägige Gedichte – u.a. Benedicta, Tenebrae, Denk dir, Die Pole – und lassen so den Dichter selbst zu Wort kommen. Besondere Aufmerksamkeit ist also geboten, denn: „wir wissen ja nicht, weißt du, wir wissen ja nicht, was gilt.“

Aktuelle Publikationen der Referenten zur Veranstaltung:

Jan-Heiner Tück: Gelobt seist Du, Niemand. Paul Celans Dichtung – eine theologische Provokation.

Markus May u.a. (Hrsg.): Celan Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.