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Veröffentlicht am 20. Juli 2015

Thomas Hürlimann zählt längst zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellern der Schweiz. Seine Novellen, Gedichte, Romane und Theaterstücke, in mehr als 20 Sprachen übersetzt, wurden vielfach preisgekrönt. So wurde er zuletzt 2007 mit dem Schillerpreis und dem Stefan-Andres-Preis und 2008 mit dem Carolin-Schlegel-Preis ausgezeichnet. Kritiker und Freunde sind gleichermaßen fasziniert von der kreativen wie klaren Sprache des Autors. „Seine Worte wecken mein Bewusstsein, schärfen mein Gewissen, zünden meine Phantasie, mobilisieren meine Sinne“, meinte schon früh August Everding. Hürlimann gilt als feinsinniger Beobachter, der mit traumhaft sicherem Formulierungsgeschick über Menschen in ihrer Niedrigkeit und Größe zu schreiben vermag, stets mit dem dafür nötigen Ernst, aber auch mit viel Witz, Komik und Satire. Hierfür kann er aus dem reichen Fundus seiner Familiengeschichte schöpfen, so in der Novelle „Fräulein Stark“ (2001) aus dem barock-katholischen Milieu seiner Internatszeit in Einsiedeln, oder in seinen Romanen „Der große Kater“ (1998) und „Vierzig Rosen“ (2006). Es wäre allerdings ein „Hürlimann’sches Missverständnis“ (Norbert Bischofsberger), würde man ihn auf Autobiographisches reduzieren. Nicht minder häufig kommen in seinen Arbeiten gesellschaftspolitische Fragen zum Vorschein. Für Furore hatte bereits 1981 das Theaterstück „Großvater und Halbbruder“ gesorgt, mit dem erstmals die Verstrickungen der Schweiz während der NS-Zeit literarisch angegangen wurden.