Veröffentlicht am 06. November 2019

Keiner ist verwaist, der die Sprache als Haus begreift, in dem wir wohnen. (Hanns Zischler)

Den Wunsch seiner Mutter, Pfarrer zu werden, hatte Hanns Zischler nicht erfüllen können. Statt dessen bewegte und bewegt sich sein Leben ungewöhnlich facettenreich um die beiden Pole Film und Literatur. Mit über 200 Film- und Fernsehrollen wurde er ein national und international renommierter Filmschauspieler. Darüber hinaus arbeitete der ewige Dilettant, wie er sich selbst einmal nannte, aber auch als Regisseur, als Dramaturg an der Berliner Schaubühne, als Hörspiel- und Hörbuchsprecher und als Fotograf. Ebenso bemerkenswert vielschichtig ist sein literarisches Schaffen. Hanns Zischler übersetzte u.a. den Philosophen Jacques Derrida, schrieb Filmkritiken, Zeitschriftenartikel und literarische Essays. Er ist Mitbegründer der poetisch-philosophischen Berliner Kleinverlage Alphaeus und Merve. 1996 erschien mit ‚Kafka geht ins Kino‘ – mittlerweile in neun Sprachen übersetzt – sein zum Klassiker gewordenes Werk. Es belegt akribisch, wie der Stummfilm Kafkas Opus beeinflusste. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen ‚Berlin ist zu groß für Berlin‘ und das literarische Kleinod: die Erzählung ‚Das Mädchen mit den Orangenpapieren‘. Seiner fränkischen Heimat widmete der seit vielen Jahren in Berlin lebende Autor und Schauspieler mit ‚Die Fränkische Alb. Die schönste Mondlandschaft, die man sich denken kann‘, einen wunderbar poetischen Essay. Für sein literarisches Werk erhielt Hanns Zischler unter anderem den Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Heinrich-Mann-Preis und den Preis der Literaturhäuser. Die Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur wählte ihn 2012 zu ihrem Mitglied.